Prüfungsbericht Michor

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v1ech
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Prüfungsbericht Michor

Beitrag von v1ech »

Ich hatte gestern meine mündliche Festkörperprüfung beim Michor und dachte, da nun der Hilscher eigentlich nicht mehr prüfen wird, werden sich alle zukünftigen Kandidaten fragen wie das so ist. Hier also meine Erfahrungen.

Die Prüfung ist lang.... sehr lang. Ich bin knapp 2 Stunden geprüft worden.
Dennoch gleicht die Prüfung mehr einem ausgiebigen Detailgespräch. Die gestellten Fragen sind mit absoluter Sicherheit nicht die Fragen aus der Prüfung, die man schlecht beantwortet hat. Man bekommt laut meiner Erfahrung je eine Frage pro Überkapitel.
Bei jeder Frage kaut man die Frage bis ins kleinste Detail durch und wenn man nicht weiter weiß, hilft einem der Michor sofort. Man braucht also nie verzweifeln, wenn man mal nicht weiß, was er von dir wissen will.
Der enorme Vorteil an dieser Prüfung ist, dass teilweise Hintergründe zu allen möglichen Modellen angesprochen werden, die im Skriptum so nicht drin stehen, obwohl sie sehr wichtig fürs Verständnis sind. Mir ist bei der Prüfung bei so manchem Modell echt ein Licht aufgegangen.
Außerdem erzählt der Michor während der Prüfung von vielen praktischen Erfahrungen und hält die Stimmung bei der Prüfung stets locker.

Im Endeffekt benotet er sehr fair, und man geht im Allgemeinen nach der Prüfung mit einem guten Gewissen, einer guten Note und mehr Wissen als davor wieder heim.
Alles in Allem also ein lange, anstrengende Prüfung mit jedoch einer sehr angenehmen Atmosphäre und fairer Benotung.

Viel Erfolg an alle, die bald antreten :)

ferdlheinz
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Re: Prüfungsbericht Michor

Beitrag von ferdlheinz »

Danke für die Infos...und auf was legt er so ca. Wert? In Bezug auf Herleitungen und solche Dinge...gehts eher drum dass man erklären kann wie man vorgeht oder muss man Herleitungen runterklopfen können?

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v1ech
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Re: Prüfungsbericht Michor

Beitrag von v1ech »

du sollst im Allgemeinen den Hintergrund verstehen und wissen, wie einzelne Größen zusammenhängen. Auch Zahlenwerte für die Größenordnung von gewissen wichtigen Konstanten wie zB die Curietemperatur von gewissen Materialien wollte er von mir wissen. Herleitungen sind also nur zwecks Überblick wichtig aber du musst keine Herleitung an der Tafel durchexerzieren. zB wollte er das Ergebnis des Debeye Modells für die spez. Wärme wissen und wie ich überhaupt dort hinkomme. Hat ihm aber gereicht, dass ich die innere Energie U(T) aufgestellt habe, und gesagt hab, dass c_v = (dU/dT)_v ist und wie man dann die Abschätzungen macht.

was du nicht weißt, erarbeitest du dann mit ihm.
Ich wurde zB eben über das Debeye Modell gefragt, und wir haben gemeinsam hergeleitet, warum es dort nur akustische Moden gibt und was der große Vorteil der Vernachlässigung der Gitterstruktur ist usw... Solche Sachen eben... :>

ferdlheinz
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Re: Prüfungsbericht Michor

Beitrag von ferdlheinz »

Ok thx...und wie leitet man das her, dass im Debye Modell nur akustische Moden angeregt sind? Einfach weil an von w=vk ausgeht? Is das eig eine Einzelprüfung oder werden in den 2 Std die Leute simultan befragt??

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v1ech
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Re: Prüfungsbericht Michor

Beitrag von v1ech »

wir sind darauf gekommen, dass die Dispersionsrelation eine |sin| funktion ist und da für kleine x ein sin(x) annähernd eine lineare funktion ist, behandelt man näherungsweise eh nur die akustischen moden mit kleinen x. -> lineare dispersion

arcu
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Re: Prüfungsbericht Michor

Beitrag von arcu »

Vielleicht auch ein kurzer Bereicht von mir:

Also die Prüfung hat in etwa 75 Minuten gedauert - ich hatte auf die schriftliche knapp über 70Pkt da ich mir Supraleitung nicht angeschaut hatte. Wir sind anfangs meine Prüfung durchgegangen und bei den restlichen Fragen hat alles im Großen und Ganzen gepasst, hab also dazu keine Fragen bekommen. Dann gings ab an die Tafel und wir haben bis ins kleinste Detail das Debye-Modell (war nicht bei der schriftlichen) besprochen. Dabei sind wir auch oft auf Details gestoßen die nicht so im Skriptum stehen, außerdem gabs oft Momente wo es hieß "das haben wir in der Vorlesung bis ins kleinste Detail besprochen" - was bedingt dadurch, dass ich nicht all zu oft in der Vorlesung war bzw. dies auch schon länger zurückliegt nicht viel brachte. Außerdem legt er wirklich sehr viel Wert auf Verständnis.
Allerdings hilft einem der Michor schon oft und die Welt geht nicht unter wenn man nicht drauf kommt oder nicht direkt etwas weiß, er lenkt einen quasi zur Antwort, den letzten "Sprung" muss man allerdings dann noch selbst machen.

Zweite Frage war dann zum Bloch-Theorem wo er die Herleitung mit den ganzen Fourier-Entwicklungen und so wollte, was dann als Überleitung zum Modell der schwach gebundenen Elektronen war. Zuletzt wurde ich noch etwas über die makroskopische Wellenfunktion bei SL bzw. Josephsonkontakt gefragt - jene Frage welche ich bei der schriftlichen nicht hatte.

Insgesamt war die Benotung recht fair und ich hab eine bessere Note bekommen als ich vom Gefühl her mir gegeben hätte - der Spruch "bei der Prüfung kommst du dann drauf, dass du eh keine Ahnung von nix hast" welchen ich oft im Vorfeld bezüglich der FK Prüfung immer wieder gehört habe hat sich irgendwie bestätigt.
Im Punkt, dass man mit mehr Verständnis und guter Note nachhause geht kann ich mich meinem Vorredner anschließen, Konstanten hat er mich allerdings keine gefragt. Die Stimmung war wie bereits erwähnt stets locker.

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